In 3 Schritten Minusaufgaben rechnen
Wie lernt ein Kind eigentlich die Minusaufgaben? Viele Kinder wenden dabei eine falsche Rechenstrategie an und entwickeln genau hier eine Rechenschwäche. Das muss aber nicht sein. Vor diesem Problem stand auch Kerstin, als sie mir geschrieben hat.
Was ich ihr empfohlen habe, liest du hier:
Frage von Kerstin mit ihrem Sohn Lucas (7 Jahre)
Hallo Frau Wegel,
mein Sohn ist bald fertig in der ersten Klasse und macht das alles eigentlich ganz toll, aber das Kopfrechnen bei Minusaufgaben bereitet mir Sorge.
Mein Sohn kommt immer wieder auf falsche Ergebnisse und wenn ich mein Sohn erklären soll, wie er darauf gekommen ist, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen.
Was kann ich tun???? Bei ihm ist alles soweit in Ordnung, auch gesundheitlich, aber bei den Minusaufgaben da weiß ich vor lauter Angst, ihn zu verunsichern, auch nicht wie ich es ihm erklären oder einen Rechenweg beibringen kann???
z.B. 19 - 5 oder 19 - 12, könnten Sie mir helfen, wie ich es meinem Kind erklären kann???
Liebe Grüße Kerstin
Antwort:
So klappt es mit den Minusaufgaben
Bei den Minusaufgaben scheitern leider sehr viele Kinder. Oft wird hier nicht rechtzeitig reagiert und es entwickeln sich dauerhafte Rechenschwierigkeiten.
Das muss aber nicht sein.
Zuerst einmal sollten wir uns die verschiedenen Minusaufgaben anschauen und diese vom Schwierigkeitsgrad voneinander trennen.
Am Ende der 1. Klasse sollte ein Kind alle Minusaufgaben im Zahlenraum bis 20 lösen können. Diese ganzen Minusaufgaben kann man in zwei Schwierigkeitsstufen aufteilen.
Es ist sehr sinnvoll diese Minusaufgaben einmal für dein Kind zu visualisieren, damit dein Kind versteht, dass es sich dabei um eine endliche Anzahl an Aufgaben handelt.
Alle Minusaufgaben im Überblick
Das hier sind die einfachen Minusaufgaben im Zahlenraum bis 10. Es sind Aufgaben ohne den sogenannten Zehnerübergang.
Und das hier sind die weiteren Minusaufgaben im Zahlenraum bis 20. Um diese zu lösen, benötigen wir wieder (wie bei den Plusaufgaben auch) Rechenstrategien – doch dazu später mehr.
Deine Schritt für Schritt Anleitung
Zunächst einmal thematisierst du mit deinem Kind nur die einfachen Minusaufgaben. Hier gilt es zunächst herauszufinden, ob Lucas eine ausgeprägte Vorstellung davon hat, was Minusrechnen überhaupt bedeutet.
Nehme doch mal eine Aufgabe z. B. 5-2 und frage dein Kind, was man sich darunter vorstellen kann. Eine gute Möglichkeit ist es auch, dein Kind zu dieser Aufgabe ein Bild malen zu lassen. An einem solchen Bild kann man die Vorstellungskraft sehr gut überprüfen.
So könnte dein Kind z. B. 5 Luftballons malen, von denen zwei gerade wegfliegen. Oder er könnte 5 Autos malen und streicht zwei davon weg (mit der Begründung, dass sie kaputt sind oder wegfahren). Wichtig ist, dass dein Kind allein ein solches Bild zeichnen soll.
Manche Kinder malen an dieser Stelle z. B. die eigentliche Aufgabe auf. Malen eine 5 und eine 2 in schönsten Farben. Ein anderes Kind würde 5 Luftballons malen und 2 weitere fliegen gerade weg (es werden also 7 Luftballons gemalt). An solchen Ergebnissen erkennst du noch Schwierigkeiten bei der Vorstellung von Minus und solltest zunächst erstmal da ansetzen.
Deinem Kind muss klar sein, dass Minus bedeutet, dass etwas weggenommen wird, verschwindet, weniger wird. Ich habe eine Ausgangsmenge und von dieser entferne ich etwas.
Wenn dein Kind diese Handlungsfolge also noch nicht verinnerlicht hat, dann übst du erstmal das. Das kannst du gut mit verschiedenen Alltagsgegenständen machen.
Dein Kind bekommt von dir 6 Bonbons. 4 davon soll er sich für später aufheben. Wie viele kann er nun gleich essen?
In der Federtasche sind 9 Buntstifte. 4 sind noch ganz spitz. Wie viele müssen angespitzt werden?
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Schritt 1
Die Handlung hinter einer Minusaufgabe muss für dein Kind klar nachvollziehbar sein.
So geht es im 2. Schritt weiter
Wenn das für dein Kind klar ist, geht es darum diese Handlungsabläufe in die symbolische Ebene zu übertragen. Also das nur noch Zahlen dastehen, ganz ohne Bonbons oder Stifte zu sehen und auch ohne dazugehörige Bilder.
Dazu nutzt du das Kopfrechenblatt der Schwierigkeitsstufe 1
Stelle dein Kind eine Aufgabe vom Kopfrechenblatt. Er kann zu Beginn konkretes Material zum Lösen der Aufgabe verwenden. So kann Lucas bei der Aufgabe 7-2, 7 Stifte auf den Tisch legen und 2 davon wegnehmen.
Viel besser eignet sich an dieser Stelle ein Abakus, da an diesem die Kraft der 5 deutlich sichtbar ist. Denn wir wollen ja eins nicht: dein Kind soll die einzelnen Stifte oder Perlen beim Abakus nicht abzählen.
So ist es auch total in Ordnung, wenn dein Kind hier zum Lösen noch die Finger nimmt. Nur diese dürfen nicht einzeln abgezählt werden. Dein Kind muss auf einmal 7 zeigen und gleichzeitig 2 Finger wegklappen, um dann zu erkennen, dass noch 5 Finger da sind und das somit das Ergebnis ist. Mit zunehmender Übungssicherheit wird dein Kind immer weniger auf die Finger oder den Abakus zurückgreifen müssen.
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Schritt 2
Lösen der Minusaufgaben im Zahlenraum bis 10, ohne zu zählen.
Jetzt kommen die wichtigen Rechenstrategien hinzu
Dann wendest du dich den Minusaufgaben im Zahlenraum bis 20 zu. Bei diesen wendet dein Kind wieder Rechenstrategien an, so wie er es auch bei der Addition gemacht hat. Neben vertrauten Rechenstrategien kommt hier neu die Ergänzungsstrategie hinzu.
Ich gebe dir mal jeweils ein Beispiel aus dem Virtuellen Klassenzimmer.
Riesen- und Zwergenaufgaben
Im Schritt zuvor hat dein Kind gelernt, Aufgaben wie z.B. 9-6 sicher zu lösen. Das ist die Zwergenaufgabe von der Riesenaufgabe 19-6. Wenn 9-6=3 ergibt, dann sind 19-6=13, also ein Zehner mehr.
Nachbaraufgaben
Bei den Nachbaraufgaben sucht sich dein Kind zum Lösen der genannten Aufgabe eine Nachbaraufgabe, die es sicher und leicht lösen kann.
Beispiel: Die Aufgabe 16-9 ist ziemlich schwierig, aber die Nachbaraufgabe 16-10 ist leichter. Da muss von den 16 der komplette Zehner weggenommen werden und es bleiben nur die Einer. Wenn 16-10=6 ergibt, sind 16-9 einer mehr, da hier nur 9 weggenommen werden, also 16-9=7.
Halbieren
Man kann sich bei dieser Aufgabe auch die Halbierungszahlen zur Hilfe nehmen. Wenn ich weiß, dass die Hälfte von 16 -> 8 ist, dann sind 16-8=8. So kann ich schlussfolgern, dass 16-9=7 ergibt.
Verliebte Zahlen
Auch die Rechenstrategie der Verliebten Zahlen kann dein Kind zum Lösen dieser Minusaufgaben verwenden. Nehmen wir die Aufgabe 13-6. Da zerlege ich mir die 6 und rechne 13-3-3. So gelange ich zuerst zum vollen Zehner, also 13-3=10 und muss dann noch 3 wegnehmen, also noch 10-3 rechnen und komme so schnell auf das Ergebnis 7, da ich weiß, dass die 3 in die 7 verliebt ist.
Ergänzungsstrategie
Neu hinzu kommt hier eine weitere Rechenstrategie, die sehr hilfreich beim Lösen einiger Minusaufgaben ist.
Dabei verwandle ich die Minusaufgabe in eine sogenannte Ergänzungsaufgabe und mache somit eine Plusaufgabe daraus. Die Ergänzungsstrategie kann ich immer dann anwenden, wenn beide Zahlen der Aufgabe ganz dicht beieinander liegen.
Hier ein Beispiel: Nehmen wir die Aufgabe 11-9. Diese beiden Zahlen liegen dicht beieinander, also bietet sich die Ergänzungsstrategie an. Ich mache aus der Minusaufgabe 11-9 die Plusaufgabe 9+__=11. Dabei überlege ich mir also, wie viel muss ich zu der 9 noch ergänzen (dazutun), um bei der 11 anzukommen. Schnell findet man heraus, da fehlen noch 2. Somit gilt automatisch 11-9=2.
Schau dir dazu auch unbedingt dieses Video an. Da zeige ich dir die Strategien an Beispielen:
So wie du auch schon die Rechenstrategien bei den Plusaufgaben mit deinem Kind geübt hast (hast du doch?), machst du es auch hier mit den Minusaufgaben.
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Schritt 3
Lösen der Minusaufgaben im Zahlenraum bis 20 unter Verwendung geeigneter Rechenstrategien.
Du musst aber sicherstellen, dass Schritt 1 und 2 im Kopf deines Kindes gut verankert sind, sonst kann Schritt 3 nicht gelingen.
Ich wünsche dir gutes Gelingen bei der Umsetzung.
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