Brauchen Kinder überhaupt noch eine eigene Handschrift? Was machen bei einer schlechten Handschrift?
Naturgemäß stellt sich in heutigen Zeiten schnell die Frage nach der Notwendigkeit einer eigenen Handschrift (also ich bekomme die Frage oft gestellt – oft von Leid geplagten Elternteilen). Bedeutet die zunehmende Digitalisierung nicht eh, dass alle bald nur noch ausschließlich ihr Worte am Computer oder vielmehr Smartphone eintippen, anstatt diese irgendwo in Schönschrift niederzuschreiben? Wofür braucht man noch die Handschrift, wenn doch mittlerweile selbst die Einkaufszettel digital verfasst werden?
Nun, lass uns die Tatsachen auf den Tisch legen. Wenn du auf die obigen Fragen gedanklich geantwortet hast: „Ja, wozu eigentlich, die braucht man heutzutage doch gar nicht mehr?“. Da lass mich doch zumindest sagen, dass die Digitalisierung in der Schule nur sehr langsam ankommt und du mit Sicherheit davon ausgehen kannst, dass dein Kind seine ersten/nächsten Tests bis hin zu den Abschlussarbeiten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit der Hand schreiben wird.
Wenn du allerdings auch verstehen möchtest, was die Handschrift für dein Kind tut, dann lies hier weiter.

Warum ist eine saubere und normgerechte Handschrift so wichtig?
Oft wird es abgetan als Doktorschrift – "Mein Kind schreibt nun mal so". Doch mit einer unsauberen und unleserlichen Handschrift bekommt dein Kind große Schwierigkeiten. Jedes Kind kann lernen, sauber und normgerecht zu schreiben. Warum es sich lohnt, da Zeit zu investieren? Nun die Handschrift beeinträchtigt das Lernen massiv. Dabei handelt es sich nicht nur um ein ästhetisches Manko. Eine schlechte Handschrift kann aus einem normal begabten Kind einen Schulversager machen. Es kann bei schriftlichen Arbeiten einfach nicht mithalten.
Es hat kaum eine Chance, seine Gedanken zu Papier zu bringen, da der Akt des Aufschreibens zu viel Aufmerksamkeit verlangt. Die Handschrift ist eine Dauerbremse für die Gedanken.
Und das, was da aufgeschrieben wurde, kann später nicht als Lerngrundlage genutzt werden, da es schlicht und ergreifend nicht mal selbst entschlüsselt werden kann, ganz zu schweigen von den schlechten Noten in anstehenden Vokabeltests, wenn z. B. das a ständig wie ein o aussieht.

Warum dein Kind eine saubere Handschrift braucht - 5 Tatsachen
Jedes Kind will und kann gut schreiben. Warum es trotzdem so selten ein Selbstläufer ist und was su dagegen tun kannst, kannst du hier nachlesen.
Die 3 Faktoren für eine gute Handschrift
Für eine lesbare und normgerechte Schrift, die flüssig von der Hand geht, sind 3 Faktoren zu erfüllen.
Faktor 1 – Die Stifthaltung
Bevor es überhaupt mit dem Schreiben losgeht, muss der Stift richtig in der Hand liegen. Richtig bedeutet hier im Dreipunktgriff. Das heißt, dass der Stift mit dem Daumen und Zeigefinger gegriffen wird und auf dem Mittelfinger aufliegt. Der Mittelteil vom Stift liegt dabei in der Beuge von Daumen und Zeigefinger auf. Ähnlich als würdest du einen Dartpfeil halten. Die Finger sind locker und drücken nicht zu fest zu. Die Bewegung kommt dabei aus den Fingern, nicht aus der ganzen Hand.

Faktor 2 – Die Schreibrichtung
Für jeden Buchstaben gibt es eine vorgegebene Schreibrichtung. Jeder Buchstabe muss immer gleich geschrieben werden. Nur so bleibt dein Kind im Schreibfluss. Dein Kind kann nicht immer wieder gedanklich mögliche Optionen durchspielen, denn so wird das automatisierte Schreiben blockiert und ein gleichbleibender Abstand zwischen den Buchstaben ist nicht möglich. So gilt es jeden Buchstaben einzuführen, zu üben und immer wieder zu kontrollieren (hier schleifen sich die Fehler ein). Nur wenn die richtige Schreibrichtung automatisiert ist, kann dein Kind eine flüssige Handschrift entwickeln.
Faktor 3 – normgerechtes Schreiben
Wenn Kinder beginnen, ihre ersten Buchstaben zu schreiben, sind das meistens Großbuchstaben, die auf weißes Papier geschrieben werden. Das ist auch okay so und diese Startphase dauert bei den Kindern unterschiedlich lange.
Der Weg soll aber dahin gehen, dass dein Kind sowohl die Groß- als auch die Kleinbuchstaben verwendet und diese normgerecht in die Zeilen schreibt. Zu Beginn des Schreibprozesses verwendet man die Zeilen, die aus drei Linien bestehen; dem Erdgeschoss in der Mitte, dem Dach oben und dem Keller unten. Alle Buchstaben befinden sich im Erdgeschoss, einige gehen bis hoch ins Doch, wenige gehen bis in den Keller.
Normgerecht bedeutet, dass dein Kind die Buchstaben so ins Erdgeschoss schreibt, dass sich die Buchstaben an der Ober- und Unterlinie festhalten. Sie schweben weder herum, noch gehen sie über die Linie hinaus.
Dein Kind hat sich die falsche Schreibweise angewöhnt?
Ermahnungen, nun doch mal endlich ordentlich zu schreiben, führen in Leere. Auch nicht ein Mehr an Abschreibübungen bringt den gewünschten Effekt. Dein Kind braucht eine gezielte Anleitung. Ein Besuch bei der Ergotherapie ist zu empfehlen, wenn motorische Störungen vorliegen. Das ist jedoch in den seltensten Fällen so.
Das Problem liegt weniger bei deinem Kind, sondern vielmehr darin, dass bisher nicht ausreichend darauf geschaut wurde, wie dein Kind schreibt. Da legst du den Fokus drauf. Dabei rückt der Inhalt des Geschriebenen erstmal gänzlich in den Hintergrund.
Es ist schlicht und ergreifend ein Training und ja, das kann mitunter zeitintensiv sein. Wichtig ist, dass dein Kind weiß, wo es steht und welche Lernfortschritte es bei diesem Prozess macht.
Zu jedem Buchstaben ist dieser Prozess zu wiederholen. So war es eigentlich mit den Selbstlernheften gedacht. Jedoch ging das ziemlich nach hinten los. Nur wenn du deinem Kind eine Gitarre gibst, lernt es nicht das Spielen darauf, es bedarf einer genauen Anleitung.
Das Glückliche: diese Anleitung ist beim Erlernen der Handschrift wesentlich einfacher, als beim Erlernen der Gitarre.
Nur mit dem Können kommt die Freude (zurück).
Das gesamte Umsetzungspaket findest du in meinem Virtuellen Klassenzimmer: