Anleitung: Buchstaben schreiben lernen
Als ich meine ersten Entwürfe zu diesem Blogbeitrag schrieb, tat ich das mit der Hand – nicht am Computer.
Um erstmal meine Ideen zu sammeln und mir einen Überblick zu verschaffen, hilft mir das sehr.
Ich kann frei herumwerkeln, in diese Ecke was schreiben, mir dort etwas notieren, sodass diese Aufzeichnungen mir am Ende eine Struktur geben, um daraus einen Artikel für dich zu schreiben.
Jetzt mal die Tatsachen auf den Tisch gepackt. Unzählige Kinder, die die Schule aktuell beenden oder in Zukunft verlassen werden, können auf diese Fähigkeit nicht zurückgreifen. Buchstaben schreiben lernen hat bei ihnen nie richtig geklappt.
Warum das so ist und auf was du bei deinem Kind acht geben solltest, erfährst du hier.

Darauf kommt es an – mach den Selbsttest
Es gilt von Anfang an beim Buchstaben schreiben lernen auf die richtige Schreibrichtung und Stifthaltung zu achten. Einmal automatisierte Prozesse lassen sich nur sehr schwer wieder ändern.
Du kannst dazu gern mal eine kleine Übung machen. Denke dir eine kurze Geschichte oder ähnliches aus. Jedes Mal, wenn du ein kleines e siehst, schreibst du das aber nicht korrekt von der Mitte nach unten, sondern beginnst von unten.
… Probiere es aus. Es wird dir dabei verhelfen, eine gehörige Portion Verständnis zu gewinnen.
Hast du gemerkt, wie die Konzentration auf die Schreibweise des Buchstabens deinen Schreibfluss unterbricht? Wie schwer es dir fällt, dich auf den Inhalt zu konzentrieren. So und viel schlimmer geht es vielen Kindern, die sich zunächst in Selbstlernheften eine ganz falsche Schreibrichtung angewöhnt haben und es dann plötzlich anders machen sollen.
Sich das Endresultat beim Schreiben anzuschauen, ist gut, hat aber wenig Effekt. Du kannst dabei weder nachvollziehen, wie dein Kind den Stift gehalten hat, noch in welcher Schreibbewegung es die Buchstaben geschrieben hat. Und genau darauf kommt es an. Denn dein Kind soll es lernen, flüssig und unverkrampft zu schreiben.
Deinem Kind erschließt sich die richtige Schreibrichtung der Buchstaben nicht von selbst, es wählt vielmehr eine intuitive Schreibrichtung, die nicht zwingend die richtige sein muss. Selbst wenn in jedem Selbstlernheft die richtige Schreibrichtung an einem großen Buchstaben vorgezeigt wird, bedeutet das nicht, dass dein Kind das auch selbstverständlich umsetzt.
Es ist sehr wichtig, dass dein Kind von Beginn an die richtige Schreibrichtung erlernt. Auf welche insgesamt 3 Faktoren da dabei besonders achten solltest, kannst du hier nachlesen.

Warum das Erlernen der richtigen Schrift kein Selbstläufer ist und du unbedingt dein Kind im Auge behalten musst
Eltern denken oft, es handle sich um ein Defizit des eigenen Kindes, wenn das Schriftbild beim Buchstaben lernen hinter den Erwartungen bleibt. Das ist in den seltensten Fällen so und es ist eine ergotherapeutische Maßnahme zu empfehlen. Zunächst bietet es sich an, einen Blick auf das didaktische Vorgehen im Unterricht zu werfen.
Lehrer sehen die Ursache für schlechtes Schreiben häufig in der mangelnden Ausprägung der Feinmotorik, zu wenig Übung zu Hause und der zunehmenden Digitalisierung.
Doch so leicht kann man es sich nicht machen. Schauen wir uns doch mal vergleichsweise an, wie die Buchstaben früher und heute gelernt wurden/werden. Gab es früher noch Noten für die Schönschrift und wurde Buchstabe für Buchstabe akribisch verinnerlicht, wird diese Aufgabe und somit die Verantwortung heute gern an sogenannte Selbstlernhefte abgegeben, in denen ein Kind oft lange Zeit am Stück einen Buchstaben abarbeitet. Wenn´s gut läuft, schaut sich der Lehrer noch das Ergebnis an und gibt eine Rückmeldung - häufig in Form eines Smileys, bevor es mit dem nächsten Buchstaben weitergeht. Dazu werden noch gemeinsame Übungen integriert (Wo hörst du das A?, Wie viele Silben hat das Wort Apfel?), aber der reine Schreibprozess bleibt so häufig ausschließlich beim Kind. Es soll ganz alleine die Buchstaben schreiben lernen. Aber so funktioniert das nicht.
Kein Musiklehrer würde einem Kind Noten und ein Instrument geben und darauf warten, dass sich das Kind ein Musikstück selbständig aneignet. Genauso wenig gelingt das beim Buchstaben schreiben lernen.
Laufen und Sprechen lernte dein Kind intuitiv. Das Schreiben ist eine Kulturtechnik, die das Wissen von Generationen in sich trägt. Das lernt man nicht mal eben so. Auch dann nicht, wenn an die Buchstaben entsprechende Pfeile gezeichnet sind. Kinder schauen in vielen Fällen darüber hinweg oder haben es beim 3.x Schreiben des Buchstabens schon wieder vergessen und schreiben nach ihrem Gefühl.
Es bedarf einer genauen Anleitung eines Erwachsenen, der das ganz genau erklärt. Wir zeigen unserem Kind ja auch, wie es sich die Zähne putzt und seine Schultasche packt. So braucht dein Kind auch beim Buchstaben schreiben lernen einen geduldigen Partner an der Seite. Denn genauso wenig wie das Zähneputzen gleich beim ersten Mal perfekt umgesetzt wird, ist das auch beim Schreibenlernen. Es bedarf einer kontinuierlichen Wiederholung und viel Geduld.
In der Schule mit bis zu 28 Kindern in einer Klasse ist das schwer zu leisten. Wie allen Kindern gleichzeitig über die Schulter schauen? Schier unmöglich. Ich habe für mich ein System gefunden, allen Kindern gerecht zu werden. Ein sehr zeitaufwendiges aber sich lohnendes System. Bin mir aber durchaus bewusst, dass sehr viele Lehrer hier nicht ihren Schwerpunkt legen und deshalb nicht bereit sind, die Zeit zu investieren. Die Handschrift oder vielmehr eine flüssige, gut lesbare Handschrift ist die Voraussetzung für erfolgreichen Lernen. Wenn auch dir diese immense Bedeutung bewusst ist, solltest du selbst aktiv in den Schreibprozess deines Kindes eingreifen.
Nutzen kannst du dafür den passenden Lernraum im Virtuellen Klassenzimmer: