Gewaltfrei kommunizieren – So geht´s
„Gewaltfreie Kommunikation“ ist ein Buch von Marshall Rosenberg welches ich für dich gelesen habe.
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Mehr InformationenHier und im Video gebe ich dir die wesentlichen Impulse mit, die du schnell und einfach zu Hause umsetzen kannst. Wenn du das ganze Buch lesen willst, findest du es hier bei Amazon.
Der Titel ist schon mal eine Hausnummer: „Gewaltfreie Kommunikation“.
Was genau können wir uns darunter vorstellen?
Vielleicht schauen wir uns erstmal an, was nicht gewaltfreie Kommunikation ist:
Bestrafung, Bedrohung, Schreien, Beleidigen, sowie alle Formen der körperlichen Gewalt.
Wer das zu 100% schafft, einzuhalten, der hebe bitte jetzt den Arm.
Gewaltfrei kommunizieren betrifft uns alle und ist nicht immer leicht
Denn was auch immer dein Kind da gerade für nicht zielführende Handlungen vollzieht, wie wir darauf reagieren, hat sehr viel mit uns selbst zu tun und wie es uns geht.
Hier hilft Marshall Rosenberg in seinem Buch sehr. Er stellt die vier Komponenten einer gewaltfreien Kommunikationvor und zeigt in vielen Beispielen, wie du das zu Hause umsetzen kannst.
Warum du das Buch lesen solltest oder zumindest hier meiner Interpretation folgen solltest, ist dein langfristiges Ziel für dein Kind.
Was deine Worte mit dem Selbstvertrauen und der Selbstwirksamkeit deines Kindes machen
Eine Drohung oder Bestrafung bewirkt oft kurzfristig, dass wir unser Ziel erreichen.
„Wenn du nicht sofort mit den Hausaufgaben anfängst, dann rufe ich deinen Freund an und ihr werdet euch heute nicht mehr treffen.“
„Ich habe dir doch gesagt, wenn du dein Zimmer vorm Abendbrot nicht aufräumst, darfst du nicht mit der Switch spielen. Selbst schuld!“
Plötzlich rafft sich dein Kind doch hoch und fängt mit den Hausaufgaben an und das Zimmer wird aufgeräumt.
Aber was macht das mit dem Selbstvertrauen deines Kindes?
Wenn dein Kind nur etwas macht, um der Bestrafung aus dem Weg zu gehen, gerät die eigentliche Handlung gänzlich ins Abseits.
Darunter leidet auf Dauer die Umsetzung der eigentlichen Aufgabe und damit die Selbstwirksamkeit deines Kindes.
Denn statt verbaler oder sogar körperlicher Gewalt sollten wir uns selbst immer zwei Fragen stellen:
Schauen wir uns dazu noch einmal das erste Beispiel an.
Dein Kind will nicht mit den Hausaufgaben anfangen und du drohst damit, die Spielverabredung abzusagen.
Was möchtest du eigentlich von deinem Kind und aus welchem Grund?
- „Solange sich mein Kind noch konzentrieren kann, sollen die Hausaufgaben erledigt werden.“
- „Mein Kind soll lernen, erst die Arbeit zu machen und dann das Vergnügen.“
- „Mein Kind soll in der Schule die Hausaufgaben richtig und vollständig haben, damit es den Anschluss nicht verliert.“
- „Mein Kind soll am Nachmittag entspannt spielen können und nicht mehr an Schule denken müssen.“
- „Ich wünsche mir, dass mein Kind ganz allein mit den Hausaufgaben anfängt.“
Gerade am letzten Punkt wird besonders gut ersichtlich, dass wir das durch Androhungen und Bestrafungen niemals schaffen werden.
Es lohnt also, sich den Prozess der gewaltfreien Kommunikation einmal genauer anzuschauen.
Dein Weg zur gewaltfreien Kommunikation
Bei der gewaltfreien Kommunikation richten wir unseren Fokus auf vier Komponenten in der folgenden Reihenfolge:
- Beobachten
- Gefühle
- Bedürfnisse
- Bitten
Diese vier Komponenten gelten sowohl, wenn ich mich ausdrücke und wenn ich zuhöre.
Schauen wir uns diese vier Komponenten einmal im Detail an.
1. Beobachten: Was siehst und hörst du?
Nehmen wir nochmal das Beispiel von eben.
Du siehst dein Kind im Kinderzimmer und es spielt gerade mit Lego. Es holt sich immer mehr Legokisten heraus und erzählt dir mit leuchtenden Augen, was es plant zu bauen.
Nimm die Situation nur wahr. Halte dich mit Kritik und Vorurteilen zurück.
„Das dauert ja ewig, bis das fertig ist.“
“Warum ist mein Kind nur jetzt auf die Idee gekommen, mit Lego zu spielen?“
Beobachte ausschließlich und nimm keine Bewertung vor.
2. Welche Gefühle nimmst du wahr?
Es ist gar nicht so leicht, seine Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken.
Schnell können Gefühle mit Gedanken verwechselt werden.
„Ich habe das Gefühl, dass du das besser wissen solltest.“
„Ich habe das Gefühl, mein Kind ist unselbständig.“
Die eigenen Gefühle auszudrücken ist das Eintrittstor, um eine Verbindung zum Kind herzustellen.
Versuche dabei konkrete Gefühle zu benutzen.
„Ich fühle mich gut.“
„Ich bin berührt/froh/überglücklich.“
„Ich fühle mich schlecht.“
„Ich fühle mich hilflos/überwältigt/ängstlich.“
Es sollte auch keine (versteckte) Kritik in deinen Worten mitklingen.
Schauen wir uns dazu nochmal unser Beispiel an. Dein Kind soll seine Hausaufgaben machen, will aber nicht kommen weil es gerade im Kinderzimmer mit Lego spielt.
„Ich finde es nicht gut, dass du hier so vergnügt mit Lego spielst.“
„Es ärgert mich, wenn ich dich hier spielen sehe.“
„Ich macht mich unruhig, wenn ich an die Hausaufgaben denke.“
Durch das Teilen unserer Gefühle sieht unser Kind, dass wir eigentlich keine böse Absicht, sondern eine andere Betrachtungsweise auf die Situation haben.
3. Was ist euer Bedürfnis?
Jetzt hast du deine Gefühle offen mit deinem Kind geteilt.
Das ist wahrlich kein leichter Schritt.
Doch dein Kind reagiert nun so: „Ich will die doofen Hausaufgaben aber nicht machen. Die sind viel zu schwer.“
Hier haben wir vier Wege, wie wir darauf reagieren können.
a) Wir geben uns die Schuld
„Hätte ich mein Kind besser erstmal spielen lassen sollen? Warum dränge ich mein Kind nur immer so?“
b) Wir geben dem Kind oder der Lehrkraft die Schuld
„Warum kann mein Kind nicht einfach gleich die Hausaufgaben machen?“
„Warum muss der Lehrer nur immer so viele Hausaufgaben aufgeben?“
c) Wir nehmen unsere eigenen Bedürfnisse wahr
d) Wir nehmen die Bedürfnisse unseres Kindes wahr
Die ersten beiden Wege helfen uns nicht raus aus der Situation. Schauen wir uns also Weg c) und d) etwas genauer an.
Versuche hier genau zu bestimmen, welcher Wunsch, welche Erwartung oder Hoffnung sich von dir nicht erfüllt.
Hier eignet sich eine Formulierung in dieser Form: „Ich fühle mich …, weil ich …“
Den ersten Teil der Formulierung haben wir im 2. Schritt – dem Gefühl – schon thematisiert. Nach dem „weil“ folgen die Bedürfnisse.
Beziehen wir das direkt wieder auf unser Beispiel:
„Ich fühle mich unruhig, wenn ich an die Hausaufgaben denke, weil ich befürchte, dass du dann nicht mehr so viel Energie hast.“
„Es ärgert mich, wenn ich dich hier spielen sehe, weil ich dir bei den Hausaufgaben helfen möchte, aber später auch noch das Abendessen machen muss.“
Es ist nicht leicht, unsere Gefühle und Bedürfnisse immer in Einklang zu bringen. Schnell schwingt Kritik mit.
Hört dein Kind Kritik raus, ist es ein ganz natürliches Verhalten, in die Verteidigung zu gehen.
„Es ärgert mich, dass du hier so vergnügt spielst, weil ich diejenige bin, die dir nachher wieder bei jeder Aufgabe helfen muss.“
Es ist in uns verankert, dass wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt sind, wir die Schuld im Gegenüber suchen.
Dafür müssen uns unsere Bedürfnisse aber erstmal bewusst sein. Oft sind wir Eltern es schon so gewohnt, unser Kind zu analysieren und zu beschuldigen, statt klar anzusprechen, was wir möchten.
Es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich deine Bedürfnisse erfüllen, wenn du darauf verzichtest, deinem Kind zu sagen, was mit ihm nicht stimmt und stattdessen offen sagst, was du brauchst.
4. Formuliere eine klare Bitte
Wenn sich dein Bedürfnis durch deine klare Formulierung („Ich fühle mich …, weil ich …“) jedoch nicht erfüllt, lass eine konkrete Bitte folgen.
Dabei bitten wir um Handlungen, die unsere Bedürfnisse erfüllen.
Eine Bitte ist immer in einer positiven Handlungssprache zu formulieren. Negative Formulierungen rufen Widerstand hervor. Es sollte auch keine Forderung mitschwingen.
Die Bitte sollte eine konkrete Tätigkeit sein, die dein Kind auch wirklich ausführen kann.
Dabei solltest du möglichst konkret sein. Sei dir bewusst (höre auf dein Bedürfnis), was du von deinem Kind möchtest und dann bitte darum.
Das ist gar nicht so leicht. Schauen wir uns dazu nochmal unser Beispiel an. Du möchtest, dass dein Kind mit den Hausaufgaben anfängt, weil du befürchtest, dass später die Energie weg ist und du auch noch das Abendessen machen musst.
„Ich möchte, dass du die Hausaufgaben machst.“ (unkonkret)
„Kannst du nicht endlich die Hausaufgaben machen?“ (Kritik)
„Ich wünsche mir, dass du sofort deine Hausaufgaben machst.“ (Forderung)
„Damit ich noch das Abendessen schaffe, möchte ich, dass wir in 10 Minuten mit den Hausaufgaben anfangen.“
„Wollen wir zusammen besprechen, was du aus Lego bauen möchtest, dann die Hausaufgaben machen, damit du danach Zeit hast, alles umzusetzen und ich das Abendessen machen kann?“
„Ich kann sehr gut verstehen, dass du jetzt lieber erst bauen möchtest, aber ich schaffe dann später nicht mehr das Abendessen.“
Ist das immer leicht? Nein! Gerade wenn du emotional aufgeladen bist. Da hat man schnell etwas gesagt, bevor man darüber nachdenkt.
Es ist ein Prozess, der nicht immer gelingt, aber vielleicht immer öfter.
Höre auf deine Bedürfnisse und nimm auch die Bedürfnisse deines Kindes wahr.
Der Schlüssel in der Kommunikation ist die Empathie
Empathie ist die Fähigkeit, die Bedürfnisse des Gegenübers wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Wir wollen unserem Kind helfen, doch häufig ist es gut gemeint, aber nicht immer ist es empathisches Handeln:
Ratschläge, belehren, trösten, bemitleiden, erklären, verbessern, bagatellisieren.
„Ich finde, du solltest dich morgen gleich zu Beginn für die Gedichtspräsentation melden.“ (Ratschlag)
„Warum muss ich dir denn immer wieder sagen, dass du dein Zimmer aufräumen sollst?“ (belehren)
„Das war nicht dein Fehler. Du kannst nichts dafür.“ (trösten)
„Du Armer! Dann musstest du die ganze Zeit in der Kälte stehen?“ (bemitleiden)
„Guck mal, hier musst du doch das Wort großschreiben.“ (erklären)
„Das stimmt doch gar nicht, ihr sollt die Hausaufgabe doch schon heute machen.“ (verbessern)
„Nun hab dich mal nicht so. Wir mussten das früher auch machen.“ (bagatellisieren)
So geht emphatisches Handeln
Wenn nicht so, wie geht dann empathisches Handeln?
Es geht dabei nicht darum, die Sache für dein Kind in Ordnung zu bringen.
Die wichtigste Zutat für Empathie: Präsenz
Es ist ein empathisches Verhalten, wenn du die Gefühle deines Kindes in Worte packst bzw. dich danach erkundigst.
„Nun stell dich nicht so an und mach jetzt deine Hausaufgaben.“
„Du hast jetzt keine große Lust auf die Hausaufgaben, oder? Was könnten wir machen, um dir die etwas zu erleichtern?“
Dabei ist der Ton sehr wichtig. Es darf weder Kritik mitschwingen noch das Gefühl, dass du deinem Kind etwas erklären willst.
„Ich weiß ja, dass du keine Hausaufgaben machen willst, weil die immer so schwer für dich sind.“ (Kritik)
Empathie erfordert, den Kopf leer zu machen. Dazu ist es hilfreich, auch dir selbst gegenüber empathisch zu sein.
„Ich helfe dir gerne bei den Hausaufgaben, aber wenn wir nicht in den nächsten 10 Minuten anfangen, musst du sie danach allein machen.“
Wir neigen schnell dazu, die Dinge zu erklären und zu wissen, wie es richtig geht. Damit stoßen wir bei unserem Kind aber nicht unbedingt auf offene Ohren.
Probiere es mal mit neutralen Fragen, so dass dein Kind selbst nach einer Lösung suchen muss. Das macht viel für die Selbständigkeit und das Selbstvertrauen deines Kindes und ist deshalb auch ein wesentlicher Bestandteil im Virtuellen Klassenzimmer – der Lernplattform, mit der Eltern ihr Kind beim erfolgreichen und leichten Lernen unterstützen können.